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Geschichte des Hauses

Priesterseminar am Maxplatz

vor 1912

Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn nahm sich ab 1730 den Notwendigkeiten des Priesterseminars an und ließ neben der Kirche Alt-St.-Martin ein neues Gebäude errichten (heute das  Rathaus).
Nach der zusätzlichen Einrichtung eines Knabenseminars im Jahr 1864 („Ottonianum“) wurde das neue Gebäude am Maxplatz dem ständig steigenden Platzbedarf nicht mehr gerecht. Die Unterrichtsräume waren veraltet und auch die sanitären Verhältnisse bedeuteten immense Herausforderungen. Die Alumnen nannten die nur notdürftig isolierten Schlafsäle scherzhaft „West- und Ostsibirien“.

1912

Daher verfolgte Erzbischof Jacobus von Hauck gleich nach seinem Amtsantritt im Jahr 1912 den Plan eines Neubaus für beide Seminarien unter einem Dach, man entschloss sich für einen Neubau am Stadtrand. Im Oktober 1914 wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, den der Nürnberger Architekt Ludwig Ruff gewann. Seine ersten Entwürfe zeigen einen neobarocken Repräsentationsbau, der an fränkische Schlösser des 18. Jahrhunderts erinnert. Die Dächer waren als hohe Mansardendächer ausgeformt, die Hauskapelle sollte von einem gekuppelten Turm überfangen werden.

Planungsentwurf_I

Ende 1917 wurden die Planungen kriegsbedingt eingestellt, durch den Ersten Weltkrieg wurde das Neubauprojekt lange Zeit auf Eis gelegt.

1925

Im Jahr 1925 beauftragt Erzbischof Jacobus den Architekten Ruff zur Vereinfachung seiner Pläne – in Zeiten von Inflation und Wirtschaftskrise schien ein neobarocker Bau weder praktikabel noch angemessen. Aus den ökonomischen Zwängen heraus entwickelte sich schließlich eine Offenheit für die moderne Architektur, wie wir sie heute vorfinden. Der Erzbischof erläuterte dazu auf der Diözesansynode im Jahr 1926: „Dabei zeigte sich, dass das Projekt architektonisch gar nichts verlor. Zudem sollte das Bauwerk in seiner Einfachheit ein Denkmal der schweren Zeit sein, in der es entstand.“ 

Der Entwurf vom November 1926 sah einen modernen Bau im kubistischen Stil vor, dessen Ostfassade von einem hohen Turm geprägt war. Der Gebäudeentwurf behielt im Wesentlichen den Aufbau der vorherigen Pläne bei – einen Trakt für das Knabenseminar im Osten und ein Trakt für das Priesterseminar im Westen.

Planungsentwurf_V
Planungsentwurf_VI
Planungsentwurf_VIII

1928

Am Fest des heiligen Kaisers Heinrich, dem 13. Juli 1928, wurde das neue Seminargebäude am Heinrichsdamm eingeweiht. Es war ausgelegt auf 86 Alumnen, 100 Schüler im Knabenseminar und 20 Schwestern in der Klausur, zuständig für die Haushaltsführung. 

1930er - 40er

Auch der Seminarbetrieb blieb durch das NS-Regime nicht verschont. Katholische Jugendverbände und kirchliche Gruppen gerieten in Bedrängnis, Priester wurden verhaftet. 1939 umfasste das Alumnat 106 Kandidaten. Mit Kriegsbeginn wurden viele in die Wehrmacht eingezogen. Der erste von ihnen fiel bereits in der zweiten Kriegswoche. Mit der Diakonenweihe verließen 1942 die letzten Alumnen das Bamberger Seminar; im Gebäude wurde ein Reservelazarett eingerichtet. 

Im Oktober 1945 wurde das Gebäude nach Kriegsschäden notdürftig repariert und der Seminarbetrieb konnte wieder aufgenommen werden.

1990er

Ab Mitte der 1990er Jahre brachen die Zahlen sowohl im Priesterseminar als auch im Knabenseminar Ottonianum drastisch ein. Außerdem musste der Schwesternkonvent im Haus mangels Nachwuchs aufgelöst werden. Im Jahr 1999 wurden das Ottonianum geschlossen und die letzten Schwestern abgezogen. Das Gebäude benötigte nach über 70 Jahren eine Generalsanierung und die zukünftige Nutzung war zu überdenken. Es fiel der Beschluss, das Gebäude umzubauen.

Baustelle_Bistumshaus_St_Otto

2001

Die Generalsanierung begann 2001 und machte den Umzug der Alumnen erforderlich. So zog das Priesterseminar im Jahr 2001 erneut um, diesmal in die Räume des Theresianums beim Kloster St. Theodor. Das Seminargebäude am Heinrichsdamm wurde von Grund auf erneuert. 

Einweihung_Bistumshaus_St_Otto

2007

Nach sechs Jahren Bauzeit erhielt das Gebäude seine heutige Gestalt und wurde als „Bistumshaus St. Otto“, wie das Gebäude heute als Ganzes heißt, zur Wiedereröffnung von Erzbischof Dr. Ludwig Schick geweiht. In den Räumen des ehemaligen Knabenseminars Ottonianum sind Hauptabteilungen des Erzbischöflichen Ordinariates sowie Tagungsräume und weitere diözesane Einrichtungen untergebracht. Im Wohnflügel des Priesterseminars befinden sich weiterhin die Zimmer des Priesterseminars sowie zusätzlich Gästezimmer des Tagungshauses. 

Fotos und Informationen aus:

Seminarium Ernestinum - 400 Jahre Priesterseminar Bamberg, herausgegeben von Michael Hofmann, Wolfgang Klausnitzer, Bruno Neundorfer, 1986

Priesterseminar am Heinrichsdamm - Schlaglichter auf Anfänge und Gegenwart, herausgegeben von Hans Schieber und Andreas Hölscher, 2007